Bachlauf fotografieren

Bachlauf fotografieren

Brennweite 50mm, Blende f13, Zeit 10s, ISO 100 Klick auf das Bild zeigt ein kleines Filmchen.

Möchtest Du einen Bachlauf fotografieren, solltest Du dir im Vorfeld Gedanken darüber machen, was für eine Art Bild Du erstellen möchtest.  Willst du einen kleinen Wasserfall fotografieren? Einen Waldbach in den Morgenstunden oder einen Bach, der sich durch ein kleines Tal schlängelt, ablichten? Es gibt viele Arten, ein und das selbe Motiv eines Baches, facettenreich abzulichten. Ich möchte Dir in diesem Blogartikel kurz erklären, wie Du das Wasser eines kleinen Baches samtseidig aussehen lassen kannst.

 Diese Dinge benötigst Du

  1. Eine Kamera mit der Möglichkeit, Zeit und Blende sowie ISO manuell einzustellen. Ebenso sollte es möglich sein, den Autofokus auszustellen.
  2. Ein Objektiv mit einem Brennweitenbereich von ca. 24 mm. Ein stark verzeichnendes Weitwinkelobjektiv halte ich persönlich für nicht geeignet, da es beispielsweise im Randbereich die Linien sehr stark „stürzen“ läßt, so dass es unnatürlich aussieht.
  3. Kein „muss“ aber sinnvoll ist ein Winkelsucher. So kann Du von oben durch das Sucherokular schauen. Auch wenn viele Kameras bereits Klappmonitore besitzen, bevorzugt der ein oder andere einen Winkelsucher. Einfach aus dem Grund, da er nicht wie beim Klappmonitor, eventuell mit Spiegelungen konfrontiert ist.
  4. ND Filter –  die am häufigsten genutzten ND Filter, sind die mit einer Neutralen Dichte von ND 8, ND 64, oder bei sehr starker Lichtintensität ND 1000.
    Diese Filter ermöglichen es eine gleichmäßige Abdunklung im Bild zu erzielen, ohne die Farbwiedergabe zu verändern. Die Abdunklung ist häufig notwendig, um überhaupt auf Verschlusszeiten zu kommen, welche bspw. das fließende Wasser als Wischeffekt wiedergeben zu können. Habe ich sehr helles Licht und komme nicht auf Verschlusszeiten von unter 1/60sec, so ist der Einsatz eines ND Filters unabdingbar. Zu starkes abblenden ist ebenso wenig hilfreich, da aufgrund der Beugungsunschärfe kein optimal scharfes Bild mehr erzielt werden kann.
  5. Einen Kabelauslöser oder Funk-Fernauslöser. Persönlich favorisiere ich einen Kabelauslöser, da ich für diesen keine Batterien benötige, wie beim Funkauslöser. Zur Not geht natürlich auch die Auslösung mittels Selbstauslöser.
  6. Ein stabiles Stativ. Bei dem Stativ solltest Du darauf achten, dass die Stativbeine unabhängig voneinander abspreizbar sind, da Du es in der Regel, der Geländeform anpassen musst. Hast Du eine größere Unterlage, bspw. einen größeren Stein oder eine trockene Uferstelle, von wo aus du fotografieren möchtest, so ist ein Bohnensack durchaus hilfreich. Auf diesem kannst Du ebenfalls deine Kamera ausrichten.
  7. Wasserdichte Unterlage in Form eines Sitzkissen, auf die Du dich setzen oder knien kannst im Uferbereich. Meist wirst Du deine Kamera in Bodennähe oder etwas über der Wasserfläche ausrichten. Dort kann es kalt, nass, schlammig oder schmutzig sein.
  8. Eine Wasserabweisende Outdoorhose kann ebenfalls sehr nützlich sein. Insbesondere in der etwas kälteren Jahreszeit ist nasse Kleidung ein Stimmungskiller.
  9. Gummistiefel oder Wanderschuhe mit Goretex oder ähnlichem Material, damit die Füsse trocken bleiben.
  10. Ein trockenes Tuch um eventuelle Wasserspritzer auf dem Objektiv aufzusaugen. Entsprechend noch ein geeignetes Reinigungstuch für das Objektiv.
    Auch im Winter läßt sich Wasser sehr schön fotografieren

    Vorgehensweise

  • Einen Ort finden

    Hast Du einen Bachlauf in der Nähe, so schaue ihn dir vorab an. Komme ich gut an die Stelle ran, wo ich fotografieren möchte? Muss ich durch das Wasser waten? Bedenke das der Untergrund weich sein kann und nach gibt. Steine sind in der Regel sehr klitschig. Überlege Dir zu welcher Tageszeit du fotografieren möchtest. Wo wird die Sonne stehen?
    Ist der Ort weiter entfernt , kalkuliere die Anfahrtzeit ein.

  • Entferne den Kameragurt

    Der Kameragurt ist bei solchen Aufnahmen eher hinderlich. Er verfängt sich schnell am Geäst im Uferbereich und ehe man sich versieht, reißt es einem die Kamera aus der Hand. Fotografierst Du dicht über den Uferbereich oder über der Wasseroberfläche, so wird der Gurt eventuell schmutzig oder nass. Hängt er im Wasser des Bachlaufes, so zerrt dieses am Gurt und kann Vibrationen verursachen.

  • Aufstellen des Stativs

    Stelle Dein Stativ auf einen möglichst festen Untergrund am Uferrand. Berücksichtige das weicher Untergrund nachgibt. Hast Du Dir eine Position im Wasser ausgesucht, beachte bitte die Strömung. Diese sollte im Bereich des Stativ nicht zu stark sein. Eine kräftige Strömung erzeugt ebenfalls Vibrationen am Stativ, so dass gerade bei einer Langzeitbelichtung, dies Auswirkungen auf die Bildqualität hat.

  • Anbringen der Kamera

    Solltest Du kein Arca Swiss oder ähnlich kompatibles System benutzen, so bringe die Kamera am sicheren Uferbereich auf dem Stativ an. Die Kamera über dem Wasser, auf dem Stativkopf aufzuschrauben, birgt die Gefahr des abrutschen. Zumal Du eventuell selbst erst einmal einen sicheren Stand haben musst. Achte auf eine waagerechte Ausrichtung der Kamera. Manche Kameras verfügen mittlerweile über eine elektronische Waage im Sucher oder auf dem Monitor. Falls Deine Kamera diese Funktion nicht unterstützt, kannst Du Dir für wenig Geld eine  Wasserwaage zum Aufstecken auf den Blitzschuh besorgen.

  • Einstellungen der Kamera

    Stelle die Kamera auf Zeitautomatik ein und wähle eine feste Blende um f11 herum.  Die ISO-Automatik schalte bitte ab und wähle stattdessen ISO 100. Zeigt Dir die Kamera jetzt Verschlusszeiten von 1/30sec oder höher an, so nutze nun zusätzlich noch die bereits oben genannten ND Filter. Probiere sie aus und fange erst einmal mit dem ND 8 Filter. Sollte dieser nicht ausreichen, weil die Verschlusszeiten immer noch zu schnell sind, so nutze den ND 64 Filter. Bei langsam fließenden Bächen sind Verschlusszeiten von 5-10 Sekunden durchaus üblich. Damit wird das Wasser samt-seidig dargestellt.

  • Autofokus abschalten

    Bitte vergiss nicht den Autofocus abzuschalten. Fokussiere den von Dir gewählten Schärfebereich manuell. Wenn die Sicht und die Ablesbarkeit des Monitors gut ist, so nutze Live View sofern die Kamera diese Funktion besitzt. Indem du mit der Lupenfunktion während des Live View in das Bild hineinzoomst, kannst du einerseits sehr genau den Schärfepunkt setzen, andererseits erkennst Du gegebenenfalls bereits Vibrationen. Bei letzterem solltest du den Standort des Objektivs wechseln.

  • Gegen die Strömung fotografieren

    Das Bild wirkt spannender, wenn Du gegen die Strömung fotografierst. Zudem bekommst Du Kaskaden ähnliche Bachstrukturen besser auf das Bild. Als Vergleich stelle Dir eine Treppe vor. Fotografiere diese einmal von oben und einmal von unten. Die Dynamik ist jeweils eine völlig andere.

  • Bild gestalten

    Achte darauf, das störende Elemente vorher entfernt werden. Dies könnten zum Beispiel in das Bild hineinragende Äste sein oder „farbige Müllreste“. Häufig ist es recht schwer diese Dinge in der Bildbearbeitung zu entfernen. Gestalte das Bild mit Dinge welche im Vordergrund platziert sind. Verändere beispielsweise den Standpunkt so, dass Du im Vorderen bereich einen Stein mit ins Bild nimmst.

    Hier wirkt der vordere Teil des Wassers sehr dominant und eher langweilig.

    Der Stein im vorderen Bereich lockert das Bild merklich auf. Die Blickrichtung wird von rechts unten zum hinteren Bereich des Bildes gelenkt. Aufnahmedaten: 24mm, f11, 5sec, ISO 100, ND1000 Filter

Ich hoffe, dass ich Dir mit diesen Tipps ein wenig weiterhelfen konnte, so dass es auch Dir gelingen wird, einen Bachlauf mit samt-seidigem Wasser abzulichten.