Das Stativ – ein paar Infos

Das Stativ

Das Stativ (Kamerastativ)

In diesem Blog gebe ich ein paar grundsätzliche Informationen über das Stativ. Genauer genommen über das Kamerastativ. Des weiteren gehe ich auf „für“ und „wider“ zu einem Stativ ein, zeige Einsatzmöglichkeiten des Statives auf, ebenso aber auch seine Grenzen. Nach dem Lesen dieses Artikels bist Du in der Lage, die notwendigen Kriterien bzw. Voraussetzungen eines Statives, welches Du eventuell für Dich benötigst, zusammen zu stellen.

Verschiedene Arten von Stativen

Was ist ein Stativ?

Im Prinzip ist ein Fotostativ ein Gerät, welches eben eine Foto- oder Videokamera in einer bestimmten Lage halten soll. Hierbei hat das Stativ selbst, aber auch der Stativkopf, diverse Einstellmöglichkeiten. Damit dies gut funktioniert, muss die unterschiedliche Tragfähigkeit des Stativs ebenso berücksichtigt werden, wie das Eigengewicht sowie die Materialbeschaffenheit.
Ziel ist es die Kamera so zu fixieren, dass ein fester und wackelfreier Kamerastandpunkt erreicht und auch beibehalten werden kann.

Arten von Stativen

  • das klassische Dreibein Stativ
  • Einbeinstativ
  • Studiostativ
  • Reisestativ
  • Tischstativ oder Ministativ (meist nicht so stabil wie ein Makrostativ)
  • Makrostativ (auch als Tischstativ verwendbar)
  • Flexstativ (Gorillapods)
  • Wandstativ
  • Transformerstativ
  • Saugnapfstativ
  • Körperstativ
  • Autoscheibenstative

Anforderungen an ein Stativ

  • Vielseitigkeit (die eierlegende Wollmilchsau)
  • Robust und stabil
  • Leicht
  • Alle Höhenbereiche abdecken
  • Sicherer Stand
  • Sicheres halten der Ausrüstung
  • Sicheres verschließen der Verschlüsse
  • Schnell aufzustellen
  • Kleines Packmaß
  • Leicht zu reinigen

Wann sollte ein Stativ angewandt werden?

– Langzeitbelichtungen:

Hier garantiert nur ein Stativ eine verwacklungsfreie Aufnahme. Somit ist ein Stativ auch den besten Bildstabilisatoren in der Kamera oder Objektiv, deutlich überlegen.
Zu den Langzeitbelichtungen gehören unter anderem die Sternenfotografie, Lightpainting (Lichtmalerei), Feuerwerk, fotografieren in der Dämmerung, beispielsweise beim Sonnenaufgang oder Untergang.

– Selbst- oder Fernauslösung:

Wenn Du dich selbst mit auf dem Bild haben möchtest, oder von einem entfernten Standpunkt aus, die Kamera auslöst, beispielsweise bei der Tierbeobachtung.

– Belichtungsreihenaufnahmen / Bracketing:

Diese unterschiedlich belichteten Bilder werden meist mittels eines speziellen Programms zu einem HDR (High Dynamic Range / Hochkontrastbild) zusammengesetzt.

– Zeitraffer Aufnahmen / Time Lapse:

Aufnahmen welche in bestimmten Zeitabständen vom gleichen Standpunkt aus aufgenommen werden, und später mit einem speziellem Programm zu einem Film zusammen gesetzt werden. Ziehende Wolken sind ein beliebtes Motiv. Siehe auch meinen Blogbeitrag dazu hier.

– Panorama-Fotografie:

Erfassung eines, beispielsweise großen Landschaftsabschnittes, mittels mehrerer nebeneinander aufgenommener Bilder. Diese werden mit einem speziellem Programm zu einem Bild zusammengesetzt. Die Steigerung davon ist eine 360°x180° Aufnahme. Das Endprodukt ist ein Bild, welches alle Richtungen gleichermaßen anzeigt.

– Keine Möglichkeit einen Blitz einzusetzen:

In dunklen Räumen, wenn ich mit niedrigen ISO-Einstellungen fotografieren möchte oder in Räumlichkeiten, in denen kein Blitz erlaubt ist.

– Landschaftsfotografie:

Um optimale Schärfe herauszuholen. Dies bedeutet oft eine Einstellung mit niedriger ISO-Zahl sowie kleiner Blende. Je nach Lichtverhältnissen muss ich entsprechend mit einer langsamen Verschlusszeit arbeiten.

– Makrofotografie:

Bei geringen ISO-Einstellungen und kleiner Blende. Hier ist das Ziel eine möglichst große Schärfentiefe zu erlangen. Dies setzt eine verwacklungsfreie Aufnahme voraus.

– Focusstacking:

Es werden mehrere Bilder hintereinander gemacht. Bei jedem Bild wird der Schärfepunkt nach vorne oder hinten verlagert. Die Bilder werden danach mit einer entsprechenden Software zusammengesetzt, so dass das Bild letztendlich eine möglichst durchgehende Schärfentiefe aufweist.

– Halten von schwerer Ausrüstung:

In der Sport- und Naturfotografie wiegen teilweise die Objektive locker 3-5 Kilogramm. Meist wird zudem noch mit schweren Spiegelreflexkameras (DSLR) gearbeitet. Diese wiegen durchaus 1 Kilogramm und mehr. Rechnet man dann noch einen Telekonverter, den meist schweren Stativkopf dazu, wird schnell klar, welche Tragfähigkeit ein Stativ haben sollte.

Benötigst Du als Fotograf unbedingt ein Stativ?

Es gibt Fotografen die von sich sagen, dass sie kein Stativ benötigen. Nun, dies mag insofern möglich sein, wenn sie grundsätzlich nur ein fotografisches Thema bedienen, bei dem eben kein Stativ notwendig ist.
Persönlich behaupte ich, dass man bei den vielfältigen Möglichkeiten der Fotografie, ein Stativ sein eigen nennen sollte. Von daher möchte ich oben genannte Frage, eindeutig mit „JA“ beantworten.

Welches Stativ benötigst Du nun?

Dies sollte sich nach deinen fotografischen Vorlieben richten. Fotografierst Du mehr innerhalb geschlossener Räume oder gar ausnahmslos im Studio? Dann muss es nicht unbedingt ein extrem leichtes und somit auch deutlich teures Carbonstativ sein.

Bist Du mehr in der Stadt unterwegs, zwecks Architekturfotografie? Hier könnte ein leichtes aber stabiles Carbonstativ durchaus Sinn machen.
Oder gilt Deiner Vorliebe doch mehr der Naturfotografie, bei denen das Stativ einiges aushalten muss und daher ein gewisses Maß an Robustheit mitbringen sollte? Bei dieser Art der Fotografie sollte nicht allein das Gewicht im Vordergrund stehen. Dinge wie Stabilität, gute Transportfähigkeit, ein gewisses Maß an Temperatur- und Feuchtigkeitsresistenz, Staubschutz an den Beinverbindungen gilt es ebenso zu beachten.

Reisestativ mit eingezogener Mittelsäule
Reisestativ mit ausgefahrener Mittelsäule

Verreist Du gerne? Dann sollte es wohl ein „Allrounder“ sein. Hier steht bei vielen Fotografen das Gewicht an erster Stelle. Allerdings geht man dabei in der Regel, einige Kompromisse ein. Diese könnten sein Stabilität, Größe, Standsicherheit.

Vielleicht ist ein anderer Gedankenansatz hilfreich. Stellt man sich nämlich die Frage wie man reist, so kann man bereits differenzieren. Reist man auf eigene Faust, beispielsweise mit eigenem PKW im Ausland, so kann ich dort durchaus mehr Gepäck und Equipment transportieren, als mit einer Reisegesellschaft.

Auch die Frage was ich überwiegend fotografieren werde, kann zur Entscheidungsfindung beitragen. Beabsichtigst Du dich überwiegend mit der Tierfotografie zu beschäftigen, so kommen oft lange Brennweiten zum Einsatz. Diese benötigen in der Regel ein stabiles Stativ. Ein kleines Reisestativ mit 5 Beinsegmenten, vielleicht noch sehr preiswert, aber nicht in der Lage eine oben genannte schwere Ausrüstung zu halten, macht keinen Spaß und keinen Sinn.

Die Frage nach einer Mittelsäule taucht immer wieder auf. Dazu sollte man sich klar machen, dass eine Mittelsäule immer nur ein Notbehelf darstellt. Dies deshalb, da dass System bei ausgezogener Mittelsäule deutlich instabiler wird und entsprechend mehr Schwingungen auf die Kamera übertragen werden. Dies kann Auswirkungen auf die Bildqualität haben.

Insbesondere kleine Reisestative werden mit einer hohen Auszugshöhe angeboten. Oft ist die Mittelsäule dabei eingerechnet.

 

Reicht ein Stativ aus?

Da es die „eierlegende Wollmilchsau“ unter den Stativen nicht wirklich gibt, so sage ich mal etwas provokant „Nein“. Zumindest dann, wenn Du mehrere fotografische Themen abdecken möchtest. Bei mir selbst haben sich im Laufe der Fotografiezeit einige Stative, für die verschiedensten Zwecke angesammelt. Unter anderem habe ich mir einige gebrauchte Stative aus Aluminium gekauft. Diese sind stellenweise recht alt und wurden früher überwiegend für das Filmen mit Videokameras oder gar noch mit Super8-Kameras benutzt.

Diese Stative nutze ich überwiegend als Halterung für Blitze, Reflektoren oder anderen Dingen. Einige haben eine ausziehbare oder gar kurbelbare Mittelsäule, welche sogar kippbar ist. Kostenpunkt belief sich meist bei 10- bis maximal 30 Euro.

Mein altes Holzstativ  „Report“ der Firma Berlebach verwende ich nach wie vor, insbesondere für schweres Gerät in der Naturfotografie.
Am häufigsten nutze ich aber ein Carbon Stativ von Benro. Dieses besitzt lediglich zwei ausziehbare Beinsegmente und hat damit ein relativ großes Packmaß, allerdings ist es dafür auch sehr stabil. Mit einer Auszugshöhe von 150cm (ohne Stativkopf und ohne Mittelsäule), ist es zudem recht groß. Ich nehme es selbst bei Auslandsreisen mit. Dafür nehme ich den Stativkopf ab und lege es mir diagonal in meinen großen Reisekoffer. Es passt gerade so hinein.

Dies mag etwas umständlich erscheinen, dennoch bin ich immer wieder froh es dabei zu haben. Auf der letzten Photokina schaute ich mir ein ähnliches Stativ von Rollei an. Dieses hat mich begeistert, da ein Beinsegment abgeschraubt und als Einbeinstativ genutzt werden kann. Es war sehr stabil und und wertig verarbeitet. Es wird wohl meine nächste Anschaffung sein.

Für unterwegs mit dem Fahrrad habe ich mir vor 2 Jahren ein kleines Reisestativ von Rollei Compact Traveler No. 1 zugelegt und bin damit sehr zufrieden.
Sehr zufrieden bin ich auch mit dem Service von Rollei.

Stativkopf

Dieser sollte abnehmbar sein und sich auf anderen Stativen verwenden lassen, die notwendige Tragkraft für Dein Equipment besitzen, zudem dieses auch sicher halten. Außerdem eine oder mehrere Aussparungen für die Ausrichtung zum Hochkantformat haben und eine gute, feinfühlige Friktionseinstellung besitzen. Je nach Notwendigkeit eine Panoramaplatte.

Häufig bieten Stativ-Hersteller gleich einen passenden Stativkopf an. Hierbei solltest Du allerdings darauf achten, dass dieser Stativkopf wirklich für Deine Ansprüche ausgelegt ist. Bei kleinen Reisestativen kommt es offensichtlich auf jedes Gramm an Gewicht an. Demzufolge wird häufig, ein nicht wechselbarer Stativkopf am Stativ mitgeliefert. Wenn dieser dann deine DSLR mit angeflanschtem 70-200mm, f2,8, nicht ruhig hält, beziehungsweise nachgibt und nach links oder rechts wegkippt, so ist das sehr ärgerlich. Leider gilt dies nicht nur für Reisestative.

Deshalb empfehle ich dringend bei einem geplantem Kauf, den Stativkopf mit der eigenen Ausrüstung auszuprobieren. Nur so stellst Du schnell fest, wie sich die Einstellschrauben bedienen lassen. Kannst Du sie kräftig genug anziehen? Bekommst Du sie auch mit feuchten Fingern oder gar mit Handschuh wieder los? Und, und, und…..

Ich nutze, unter anderem, heute noch einen Stativkopf von FLM. Mittlerweile knapp 15 jahre alt.
Natürlich gibt es neben dem „klassischen Kugelkopf“ weitere Stativkopfarten wie, „Neiger“ oder den „Gimbal-Head“.

Holz, Aluminium oder Carbon?

Neben diesen drei genannten Materialien, gibt es weitere, wie beispielsweise Edelstahl, Titan, Magnesium oder Kunststoff. Bei Edelstahl und Titan handelt es sich meist um Sonderanfertigungen , welche für den Fotografen in der Regel nicht benötigt werden. Kunststoffstative habe den Ruf der schlechten Qualität, was ich persönlich nicht so stehen lassen möchte, da bei guter Verarbeitung vorausgesetzt, diese ebenfalls für den ein oder anderen Anwender in Frage kommen können.

Im Bereich der Stative dürften die meistverkauften Materialien Aluminium und Carbon sein. Mit einigem Abstand gefolgt vom Holz.

Bei diesen 3 Stativmaterialien, handelt es sich meistens um einen Materialmix. Reines Carbon sowie reines Aluminium wird man in der Regel nicht verarbeiten. Jeder Hersteller hat so seine Mixtur, um eine möglichst hohe Stabilität oder eine harte Legierung zu erreichen.
Ja, und je besser die Materialien und je besser die Verarbeitungsqualität, desto höher ist auch natürlich der Preis.

Mit oder ohne Mittelsäule?

Generell gilt, aus je mehr „Teilen“, Verbindungen ein Stativ besteht, umso mehr nehmen auch die Schwachstellen zu, welche zu Instabilität und somit zu Verwacklungen führen können. Mittelsäulen stellen daher immer eine Kompromisslösung dar. Bei einem Stativ mit Mittelsäule sollte man auf eine gute (präzise) Verarbeitung achten.

Beinsegmente

Ähnlich wie bei der Mittelsäule solltest Du dir im klaren sein, dass bei zunehmender Anzahl der Beinsegmente, die Stabilität abnimmt. Hier ist deshalb eine gute Verarbeitung und Qualität sehr wichtig. Hinzu kommt der Zeitaufwand beim Auf- und Abbau des Stativ. Bei vielen Beinsegmenten muss Du auch viel öffnen und schließen.

Wenn Du dann noch Drehverschlüsse hast, an denen Du jedesmal eine komplette Drehung oder mehr durchführen musst, wird die Geduld das ein oder andere mal auf die Probe gestellt. Wie in vielen Bereichen der Fotografie liegt auch hier der Unterschied in der Qualität und Verarbeitung.

Zur Vielseitigkeit eines Statives gehört ebenso die Möglichkeit, die Stativbeine in verschiedenen Gradwinkeln, abspreizen zu können. Bei einem 90° Winkel, kannst Du also auch mit einem großen Stativ in Bodennähe fotografieren.

Worauf solltest Du beim Kauf achten ?

Nachdem Du für dich geklärt hast, für welche überwiegende Einsatzzwecke Du ein Stativ
benötigst, kannst Du dich noch mit einigen Detailfragen beschäftigen.

Außergewöhnliche Nutzung eines Statives
Folgende Punkte solltest Du genauer betrachten:
  • Benötige ich ein Stativ mit integriertem Stativkopf`? Oder kaufe ich mir diesen separat? Vielleicht hast Du ja bereits einen guten Stativkopf.
  • Für welchen hauptsächlichen Einsatzzweck benötige ich ein Stativ?
  • Welches Verschlußsystem der Stativbeine (Leg locks) kommt für dich in Frage.
  • Rohrdurchmesser der Beine
  • Verarbeitungsqualität
  • …..

Ich hoffe das ich mit diesem Blogbeitrag klar machen konnte, dass ein paar Überlegungen zum Stativ durchaus sinnvoll sein können, wenn es um die Anschaffung desselben geht.
Gerne nehme ich Anregungen und Kritik auf.

Hans-Jörg

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