
Ein paar Gedanken dazu
Vor einiger Zeit habe ich mein Fotoequipment etwas entrümpelt. Soll heißen, ich habe Dinge verkauft sowie mir neue und gebrauchte Dinge zugelegt. Bei diesen Aktivitäten ist es ja häufig so, dass man sich auf verschiedenen Verkaufsplattformen bewegt, sich vorher in Foren informiert, „Fachzeitschriften“ oder Ratgeber studiert und und und.
Persönlich finde ich dies immer sehr spannend, ähnlich wie die Vorfreude und der Aktionismus vor einem lang geplanten Urlaub.
Dabei ist mir ein Verhalten von vielen Fotografen regelrecht ins Auge gesprungen. Zur Zeit scheint augenscheinlich ein regelrechter „Wechselboom“ statt zu finden. Insbesondere der Wechsel zu den spiegellosen Vollformat-Kameras von Sony und seit Oktober 2018 auch zu Nikon, scheint ein regelrechter Hype zu sein.
Einiges scheint auch durchaus dafür zu sprechen. Zu nennen sei hier der hochwertigere und bessere Sensor. Zudem noch ein günstigerer Preis als beispielsweise von Canon. Hinzu kommt die Kompatibilität der Objektive (zumindest der Canon-Objektive, bei anderen Marken weiß ich es nicht) mittels Adapter.
Als Canon-User habe ich mir darüber natürlich ebenfalls Gedanken gemacht und mich nicht nur über die Preispolitik von Canon geärgert. Mit großen Erwartungen habe ich mir die Canon EOS-R angeschaut- und war ziemlich enttäuscht. Ebenfalls enttäuscht bin ich von mittlerweile 4 verschiedenen Anschlusssystemen bei Canon. Welch ein hausgemachter Blödsinn. Ich schätze mal, das mindesten 1, eher 2 Anschlusssysteme, in den nächsten 5 Jahren wieder eingestellt werden.
Dennoch kommt es für mich vorerst überhaupt nicht in Frage zu wechseln. Warum? Das möchte ich hier ein wenig erläutern.
Funktionieren tut das mittels Fragen welche man sich selbst stellen und ehrlich beantworten sollte, recht gut.
Dazu habe ich mal einen kleinen Fragenkatalog zusammen gestellt.
1.) Welches signifikante Problem hat Deine Kamera und hindert Dich damit an der Umsetzung Deiner Bilder, so wie Du sie Dir vorstellst?
2.) Konnte Dir dabei auch das Handbuch / Fachbuch nicht weiterhelfen?
3.) Konnten Dir dabei Deine sachkundigen Fotofreunde nicht weiterhelfen?
4.) Konntest Du das Problem einem sachkundigen Fotografen darlegen und beschreiben, so dass er es nachvollziehen konnte? Dich vielleicht sogar in Deiner Entscheidung bestärkt?
5.) Beschränkt sich das Problem auf ein rein Technisches?
6.) Konnte das Problem nicht mit einer Softwareaktualisierung seitens der Kamera oder aber auch seitens der Bildbearbeitungsprogramme behoben werden?
7.) Bietet Dir die aktuelle Marke keinen vernünftigen Support?
8. ) Bietet die aktuelle Marke nur eine unzureichende Objektivpalette an?
9.) Bist Du bereits von der Kamera oder der Marke frustriert?
10.) Neigst Du aktuell zur Pauschalisierung? Ist alles an der Kamera schlecht? Die „andere“ Kamera kann alles besser?
12.) Bist Du Dir im Klaren darüber, dass ein Markenwechsel sehr kostenintensiv werden kann?
12.) Willst Du das alte System behalten und zweigleisig fahren? Was bedeutet dies wiederum für dich?

Sich mit Freunden oder Fachleuten über sein Vorhaben zu unterhalten und zu diskutieren, ist sicherlich eine gute Sache.
Dieser Fragenkatalog könnte noch um einiges erweitert werden. Letztendlich dient er lediglich dazu ein wenig selbstkritisch bei diesem Thema zu sein. Es gilt Vor- und Nachteile abzuwägen, wie man es bei vielen Dingen im Alltag ebenso macht.
Damit ich nicht falsch verstanden werde. Es geht mir in diesem Beitrag lediglich darum, dass Du für Dich selbst herausfindest, wie ernst es Dir wirklich mit einem Systemwechsel ist. Oder ob Du dich einem „Hype“ anschließt. Die Fragen sollen Dich dabei ein wenig unterstützen, dies herauszufinden.
Desweiteren folgt eine weitere Frage, nämlich welchem Aufwand hast Du bisher betrieben, um eine Lösung herbeizuführen? Einen eher halbherzigen oder doch recht intensiven?
Der Wechsel – Risiko und Chance

Seine Finanzen im Blick zu behalten ist auf jeden Fall sinnvoll. Der Verkauf der alten Ausrüstung unterliegt oft einem Wunschdenken was den Erlös angeht. Was man gerne hätte und was man tatsächlich bekommt, sind oft 2 paar Schuhe.
Angenommen Du hast Dich jetzt für einen Wechsel entschieden, bleibt die Frage, was mache ich mit der alten Ausrüstung? Viele werden jetzt sofort reagieren und sich für einen Verkauf aussprechen. Dies wird in den meisten Fällen wahrscheinlich auch passieren.
Dazu ein Gedankenspiel.
Stell Dir vor Du bringst dies jetzt alles über die Bühne und stellst nach einem halben Jahr fest, „das war wohl nix“. Bist recht unzufrieden und wünscht Dir deine alte Ausrüstung zurück.
Hättest Du nun deine alte Ausrüstung noch, könntest Du mit dieser wieder fotografieren und die „neue“ nebenbei zum Verkauf anbieten.
Wenn dies nicht der Fall ist, wird es doppelt teuer. Die neue Ausrüstung wird meist mit Verlust verkauft, das vorherige System wird wieder kostspielig erworben – sei es neu oder gebraucht.
Klar ist allerdings auch, das die meisten für ihren Systemwechsel, den Erlös aus dem Verkauf des alten System, als Investition für das neue System verwenden.
Andererseits kann es Dir bei positiver Sichtweise auch einen regelrechten fotografischen Schub geben, wenn Du mit einem Equipment fotografierst, woran Du Gefallen daran gefunden hast.
Wie dem auch sei, ich hoffe mit meiner kritischen Sichtweise ein paar Anregungen gegeben zu haben, worüber es gilt nachzudenken.
Egal wie Du dich entscheidest, ich wünsche Dir viel Erfolg dabei.

Vernünftiger als zu Würfeln ist sicherlich, sich vorher ausreichend Gedanken über einen Systemwechsel zu machen
Mit besten fotografischen Grüssen
Hans-Jörg
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